DE10209958A1 - Verwendung von Escherichia coli als Antiphlogistikum - Google Patents

Verwendung von Escherichia coli als Antiphlogistikum

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Abstract

Die Erfindung betrifft die Verwendung von Escherichia coli Stamm DSM 6601 als Antiphlogistikum zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, insbesondere in flüssiger Zubereitungsform mit einem Gehalt an lebenden Keimen in der Größenordnung von etwa 10·7· bis 10·10· KbE/ml.

Description

  • Die Erfindung betrifft die Verwendung von Escherichia coli, im folgenden E. coli, Stamm DSM 6601 als Antiphlogistikum zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
  • Der apathogene E. coli Stamm DSM 6601 wird seit längerem in lebender Form als probiotisches Arzneimittel zur Behandlung bestimmter Darmerkrankungen, so bei Darmfunktionsstörungen, wie der chronischen Obstipation und dem Reizdarmsyndrom, aber auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), therapeutisch eingesetzt. Seine therapeutische Wirksamkeit bei diesen Indikationen ist in einer Reihe von klinischen Studien und Erfahrungsberichten dokumentiert (z. B. Schütz, 1989; Möllenbrink & Bruckschen, 1994, Malchow, 1997; Kruis et al. 1997; Rembacken et al., 1999). Alphabetisch geordnete Literaturliste ist als Anlage A beigefügt.
  • Die zuvor genannten Darmerkrankungen und -dysfunktionen gehen bekanntermaßen mit Störungen der physiologischen Darmflora einher (Balsari et al., 1982; McKay, 1999; Onderdonk 2000; Sartor, 1997b, 2000). So wurden sowohl beim Reizdarmsyndrom (RDS) als auch bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) in verschiedenen Untersuchungen Veränderungen der Bakterienflora des Gastrointestinaltraktes festgestellt, wie beispielsweise Veränderungen des normalen Darmkeimspektrums und ein erhöhter Nachweis darmpathogener Erreger (Gorbach et al., 1968; Van der Wiel-Korstanje & Winkler, 1975; Balsari et al., 1982; Tvede & Willumsen, 1982; Ruseler von Embden & Both-Patoir, 1983; Bradley et al., 1987; Hartley et al., 1992; Weber et al., 1992; Fabia et al., 1993; Kallinowski et al., 1998).
  • E. coli DSM 6601 weist aufgrund seiner Fähigkeit, ein antibakteriell wirksames Microcin zu produzieren in vitro in Co- Kultivierungsexperimenten eine ausgeprägte Hemmwirkung, also einen Antagonismus gegen enteropathogene Keime auf. Da dieser E. coli Stamm auch in vivo das Wachstum darmpathogener Erreger unterdrückt und dadurch diese unerwünschten Keime aus dem Lumen des Gastrointestinaltraktes verdrängen kann, nahm man bisher an, daß die therapeutische Wirksamkeit von E. coli DSM 6601 bei RDS und CED auf seinen antimikrobiellen Wirkungen beruht.
  • Es wurde jetzt festgestellt, daß E. coli DSM 6601 nicht nur die Mikroflora im Darmlumen beeinflussen kann, sondern auch in der Lage ist, mit den Epithelzellen des Darmes direkt zu kommunizieren. Überraschenderweise hemmt der Zusatz von E. coli DSM 6601 zu einer Darmepithelzellkultur (HCT15-Zellen) dosisabhängig die durch Behandlung mit Tumor-Nekrose- Faktor (TNFα) provozierte Ausschüttung des pro-inflammatorischen Botenstoffs Interleukin-8 (IL-8) Abb. 1. Die Sekretion von IL-8 ist eine charakteristische Antwort der Epithelzelle auf Infektionen mit entheropathogenen Erregern bzw. auf entzündliche Reize, wie sie als Folge einer Infektion auftreten und dient dazu, die Abwehrzellen des Immunsystems zu alarmieren, zu mobilisieren und an den Ort der Infektion zu locken (Schulte et al., 1996; McCormick et al., 1998). Hier angelangt, können die Immunzellen (Makrophagen, Granulozyten) dann die lokale Infektion bekämpfen. Dabei kommt es unvermeidlicherweise auch stets zu Gewebsläsionen durch die aggressiven lytischen Enzyme, die die Immunzellen sezernieren.
  • Bei ansonsten gesunden Personen bleibt nach einer Darminfektion diese Entzündung auf den Ort der Infektion begrenzt und ist auch zeitlich limitiert. Bei den CED dagegen breitet sich der Entzündungsprozeß immer weiter aus und chronifiziert, da das Abwehrsystem seine natürliche immunologische Toleranz gegenüber der eigenen Darmflora verloren hat und diese daher als "fremd" erkennt, die normalen Darmkeime somit wie Infektionserreger behandelt und kontinuierlich bekämpft (Macpherson et al., 1996, Duchmann et al., 1995, 1996; Sartor, 2000). Dies führt in der Folge bei den betroffenen Patienten zu den bekannten ausgedehnten Gewebsschädigungen der Darmwand.
  • Da der E. coli Stamm DSM 6601 die Ausschüttung des pro- inflammatorischen Botenstoffs IL-8 aus den Darmepithelzellen unterbinden kann, spiegelt diese Fähigkeit nicht nur einen weiteren Wirkmechanismus des Stammes wieder, sondern ist auch geeignet, neue Anwendungsgebiete für diesen Lebendkeimwirkstoff zu erschließen.
  • Ein neues Anwendungsgebiet für den Einsatz von E. coli DSM 6601 als probiotisches Arzneimittel ist aufgrund der neuen Erkenntnisse zur anti- inflammatorischen Wirkung dieses Bakterienstammes die Prophylaxe von entzündlichen intestinalen Erkrankungen. Im Bereich gastroenterologischer Indikationen sind hier zu nennen zum einen die prophylaktische Behandlung von Personen mit familiärer Neigung zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Jayanthi et al., 1991; Ma et al., 1999; Sandler & Eisen, 2000), zum anderen die prophylaktische Behandlung von Patienten, die Arzneimittel einnehmen müssen, welche als Nebenwirkung Darmentzündungen auslösen können (Bjarnason & Peters, 1996).
  • Beispielhaft sie hier die Arzneimittelgruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) genannt.
  • Vor allem aber bietet die überraschende Wirksamkeit von E. coli Stamm DSM 6601 als Hemmer der IL-8-Sekretion in Epithelzellen die Möglichkeit, diesen Keim auch bei der Behandlung von extraintestinalen Erkrankungen entzündlicher Genese einzusetzen.
  • Als extraintestinale Erkrankungen, für die eine prophylaktische oder auch therapeutische Behandlung mit E. coli DSM 6001 möglich ist, seien hier die atopischen und chronisch entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis, Urtikaria und seborrhoisches Ekzem, angeführt. Interessanterweise liegt bei Atopikern neben den bekannten immunologischen Störungen auch eine reduzierte Permeabilitätsbarriere im Darmtrakt vor (Benard et al., 1996; Majamaa & Isolauri, 1996), so daß die ohnehin dysregulierte Immunabwehr dieser Patienten zusätzlich mit einer erhöhten Translokation mikrobieller Bestandteile aus dem Darmlumen belastet wird.
  • Auch bei bestimmten entzündlichen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises mit engen Beziehungen zum Gastrointestinaltrakt (z. B. enterogene Arthritis, post-infektiöse/reaktive Arthritis, rheumatoide Arthritis) ist der Einsatz dieses probiotischen E. coli Stammes mit anti- inflammatorischer Wirkung, therapeutisch oder prophylaktisch angewandt, sinnvoll.
  • Epidemiologische Studien und genetische Untersuchungen haben gezeigt, daß die o. g. entzündlichen intestinalen und extraintestinalen Erkrankungen familiär gehäuft vorkommen, d. h. einen bestimmten genetischen Hintergrund besitzen (CED: Jayanthi et al., 1991; Gregory & Ho, 1992; Ma et al., 1999; Sandler & Eisen, 2000; Chronisch entzündliche Hauterkrankungen: Barger, 1991; Bos et al., 1994; Stern, 1997; Rudikoff & Lebwohl, 1998; Arthritiden: Benjamn & Parham, 1992; Hughes & Keat, 1994; Lahesmaa et al.; 1995; Fomberstein et al., 1996; Woo & Wedderblum, 1998).
  • Allerdings ist die erbliche Veranlagung allein bei den genannten entzündlichen Erkrankungen im allgemeinen nicht ausreichend, um die latent vorhandene Erkrankung zum Ausbruch zu bringen. Umweltfaktoren, wie Infektionskeime, bestimmte Komponenten der Darmflora, Nahrungsbestandteile oder allergene Stoffe müssen als sogenannte Trigger-Faktoren auftreten, um die Erkrankung manifest werden zu lassen (CED: Koutroubakis et al., 1996; Sartor, 1997a, b; Sandler & Eisen, 2000; Chronisch entzündliche Hauterkrankungen: James & Warm, 1971; Atherton, 1988; Boehnke, 1996; Arthritiden: Bremell et al., 1991; Nissilä et al., 1994; Probst et al., 1994; Hazenberg, 1995).
  • Aufgrund dieser Erkenntnisse ist es angebracht, solche familiär vorbelasteten gefährdeten Personen prophylaktisch zu behandeln, um einen möglichen Ausbruch der entzündlichen Erkrankungen zu vermeiden.
  • Im Falle der Verhinderung von Arzneimittelschäden an der Darmwand ist die direkte anti-entzündliche Wirkung von E. coli DSM 6601 auf die Darmepithelzellen ebenfalls von grundlegender Bedeutung. Durch eine Vorbehandlung oder Parallelbehandlung der Patienten, die beispielsweise nicht-steroidale Antirheumatika einnehmen müssen, mit E. coli DSM 6601 kann ein Schutz des Darmepithels vor überschießenden entzündlichen Reaktionen auf den Arzneimittelreiz erzielt werden.
  • Die anti-inflammatorische Wirkung von E. coli DSM 6601 wird nachfolgend anhand der Beispiele näher erläutert:
  • Beispiel 1 Hemmung der TNFα-induzierten IL-8-Sektretion in HCT15-Epithelzellen durch E. coli DSM 6601
  • Als Zellinie wurde die humane Kolonkarzinomzellinie HCT15 verwendet, die in DMEM (Dullbecco's Modified Eagle's Medium) mit 10% foetalem Kälberserum (FKS) bei 37°C und 5% CO2 kultiviert wurde. Untersucht wurde die Wirkung von E. coli DSM 6601 und E. coli K-12 (als Kontrollstamm) auf die IL-8-Sekretion der Epithelzellen nach Stimulierung durch Tumor-Nekrose-Faktor α (TNFα). Dazu wurden die HCT15-Zellen in Gewebekulturplatten mit jeweils 6 Kavitäten eingesät mit einer Konzentration von ca. 1 × 106 Zellen pro Kavität und über Nacht bei 37°C und 5% CO2 gezüchtet, um Adhäsion zu ermöglichen. Bakterien des Stammes E. coli DSM 6601 bzw. E. coli K-12 wurden in LB (Luria-Bertani)- Medium in einem Gesamtvolumen von 25 ml logarithmisch wachsen gelassen bis zu einer optischen Dichte (OD) von 0,6, gemessen bei einer Wellenlänge von 600 nm. Die Bakterien wurden zweimal gewaschen und wieder in DMEM resuspendiert. Die gewünschte Bakterienkonzentration wurde eingestellt durch Messung der OD bei 600 nm. Die optische Dichtemessung wurde überprüft durch Ausplattieren serieller Verdünnungen der Bakteriensuspensionen auf LB-Agar und Bestimmung der koloniebildenden Einheiten (KBE) nach Übernacht-Inkubation bei 37°C. HCT15-Zellen wurden mit verschiedenen Konzentrationen der Bakterien bei 37°C für 30 Minuten inkubiert. Danach erfolgte die Stimulierung durch TNFα (Endkonzentration 20 ng/ml) bei 37°C für 30 bis 40 Minuten. Nach der Stimulierung durch TNFα wurden die Zellen unter Verwendung von Trypsin-EDTA geerntet und zweimal mit PBS gewaschen. Die Zellsedimente wurden suspendiert in 1 ml TRIZOL und bei -80°C bis zur weiteren Verwendung aufbewahrt. Die Gesamt-RNA der Zellen wurde mit Hilfe der Trizol-Methode (Gibco BRL) extrahiert. Für die RT-PCR wurde die "first-strand" komplementäre DNA synthetisiert unter Verwendung von Oligo(dT) entsprechend den Angaben des Herstellers (SuperScript First-strand Synthesis System for RT-PCR kit,I Incitrogen). 1 µl der 1-st-strand cDNA wurde über 25 PCR-Zyklen amplifiziert in einer Reaktionsmischung aus 5 µl 10 × PCR-Puffer, je 2 µl von 2,5 µM Sense- und Antisene-Primern für hIL-8 oder je 2 µl von 5,0 µM Sense- und Antisense-Primern für hGAPDH, 4 µl dNTPs, 35,5 µl H2O und 0,5 µl Taq Polymerase. Die PCR-Bedingungen waren: 94°C für 30 Sekunden, 55°C für 30 Sekunden, 72°C für 30 Sekunden. Die anfängliche Denaturierungs- und abschließenden Extensionsbedingungen waren 94°C für 5 Minuten bzw. 72°C für 7 Minuten. Die Amplifikate wurden auf einem 2%-igen Agarose-Gel in TBE elektrophoretisiert, und die Gele wurden mit Ethidiumbromid gefärbt. Das Verhältnis der Bandenintensität der Amplifikate von hIL-8 zu hGAPHD wurde bestimmt. Die folgenden PCR- Primer-Sequenzen wurden verwendet: IL-8, 5' ctg gcc gtg gct ctc ttg gca gcc ttc ctg und 3' ggc aac cct aca aca gac cca cac aat aca; GAPDH, 5' tga agg tcg gag tca acg gat ttg gt und 3' cat gtg ggc cat gag cac cac.
  • Die dosisabhängige Hemmung der TNFα-induzierten IL-8-Sekretion in HCT15-Epithelzellen durch E. coli DSM 6601 bzw. E. coli K-12 im Vergleich zu reinem Kulturmedium (als Kontrolle) ist in der Abb. 1 dargestellt.
  • Aus der Abbildung ergibt sich die Hemmung der TNFα-induzierten IL-8- Sekretion in HCT15-Epithelzellen durch E. coli DSM 6601 bzw. E. coli K- 12. Die Bakteriensuspensionen wurden auf 106, 107, 108 und 109 KBE/ml eingestellt und mit den HCT15-Epithelzellen inkubiert. Aufgetragen ist die TNFα-induzierte relative epitheliale Sekretion vin IL-8 nach Inkubation mit den verschiedenen Bakterienkonzentrationen im Vergleich zur Kontrolle (Kulturmedium = 100%). E. coli DSM 6601 zeigt eine deutlich effektivere Hemmung der IL-8-Sekretion als E. coli K-12.
  • Beispiel 2 Behandlung von Patienten mit atopischer Dermatitis mit E. coli DSM 6601
  • 58 Patienten (38 weiblich und 20 männlich im Alter zwischen 10 und 34 Jahren), die an einer klinisch gesicherten Neurodermitis (Neurodermitis constitutionalis atopica) litten, wurden in einer Hautarztpraxis über 4 Wochen beobachtet.
  • 28 Patienten wendeten übliche dermatologische Präparationen an. 30 Patienten erhielten zusätzlich ein zugelassenes Präparat mit lebensfähigen E. coli DSM 6601. Kein Patient nahm während dieser Zeit Steroide, andere Antiphlogistika oder Antibiotika ein.
  • Anamnestische Befunde
  • Trotz Einhaltung einer gemäßigten hypoallergenen Diät litten 31 von ihnen unter schwerer atopischer Dermatitis mit einem für dieses Krankheitsbild im Akutstadium typischen Lokalbefund im Gesicht, an den Extremitäten und am Körperstamm. Bei allen wurde eine Superinfektion der Haut mit Staphylococcus aureus nachgewiesen. 13 dieser Patienten hatten zusätzlich einen mukokutanen Befall mit Candida sp., Streptococcus pyogenes und Enterokokken. 7 weitere Patienten waren zusätzlich mit Corynebakterien besiedelt. Bei 1 Patienten konnte zudem eine Infektion mit Herpes simplex festgestellt werden.
  • 27 Patienten hatten eine leichtere Form der Neurodermitis mit Erythemen, Xerosis, Lichenifikation und oberflächlichen Beugenexkoriationen. Auch bei ihnen wurde ein Hautbefall mit Staphylococcus aureus festgestellt. 9 von ihnen zeigten außerdem einen kutanen Befall mit Enterokokken. Zusätzlich wurden bei 2 Patienten Corynebakterien und bei einem Patient Enterobacteriaceaen nachgewiesen.
  • Bei allen Patienten wurden neben den üblichen Sicherheitsparametern im Blut Serumproteine mit handelsüblichen Kits (Boehringer Mannheim) und IgE-Antikörper gegen mikrobielle Antigene (z. B. Staphylococcus aureus, Candida albicans) mit standardisierten Enzym-Immunoassays (Padezym PRIST und RAST, Pharmacia) gemessen.
  • 13 Patienten (22,4%) hatten bei offensichtlich normaler Leberfunktion und fehlender Proteinurie eine Albuminkonzentration von weniger als 4 g/dl. 28 Patienten (48,3%) zeigten erniedrigte Gammaglobulinwerte (0,31-0,89 g/dl) und dabei meist auch erniedrigte Gesamtserumproteine. Erhöhte Gesamt-IgE- Werte, verbunden mit einer Eosinophilie wurden bei allen Patienten beobachtet.
  • Therapie
  • Alle Patienten wurden aufgefordert, die gemäßigte hypoallergene Mischkost für die 4wöchige Behandlungszeit beizubehalten. Jeweils 15 Patienten mit einer schweren und 15 Patienten mit einer leichten Form der Neurodermitis erhielten über 4 Wochen zusätzlich eine Präparation mit E. coli DSM 6601. Jeweils morgens zum Frühstück wurden 200 mg Trockenmasse (100 mg Trockenmasse enthielten 109-1010 lebensfähige E. coli DSM 6601) mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Nach 4 Wochen wurde der Gesundheitszustand aller Patienten inklusive mikrobiologischer Hautbefunde und Serumparameter beurteilt.
  • Ergebnis (s. Tab. 1)
  • Bei 7 (46,7%) von 15 Patienten mit schwerer Neurodermitis, die mit E. coli DSM 6601 behandelt wurden, fanden sich nur noch leichte Symptome (Erytheme, Lichenifikation, oberflächliche Exkorationen). 4 Patienten (26,7%) waren beschwerdefrei. 4 weitere Patienten (26,7%) zeigten ein unverändertes Beschwerdebild.
  • Im Gegensatz dazu hatten 10 (62,5%) der unbehandelten Patienten mit diesem Krankheitsschweregrad keine Verbesserung der Symptome, während 6 Patienten (37,5%) nur noch leichte Beschwerden hatten. Kein Patient war beschwerdefrei. 10 der 15 Patienten (66,7%) mit der anfangs diagnostizierten leichteren Form der Neurodermitis, die E. coli DSM 6601 erhielten, fühlten sich beschwerdefrei und hatten nur noch verschwindend geringe Erythematisierungen und Lichenifikationen der Haut. Bei 3 Patienten (20%) verbesserten sich die Hautsymptome. 2 Patienten (13,3%) zeigten keine therapeutischen Erfolge. Von den 12 unbehandelten Patienten dieses Schweregrades zeigten 3 (25%) eine Verschlimmerung mit großflächigen Exanthemen an Extremitäten und am Stamm, 4 (33,3%) eine Verbesserung des Krankheitsbildes. Bei 5 (41,7%) wurden keine Veränderungen festgestellt.
  • Die mikrobiologischen Befunde zeigten eine Verminderung der Keimbelastung der Haut in der Behandlungsgruppe, unabhängig vom Ausgangsschweregrad. Das Keimspektrum blieb nahezu unverändert. In der unbehandelten Gruppe wurden weder quantitativ noch qualitativ Veränderungen gefunden. Veränderungen im Plasma-Eiweißspiegel und in den IgE-Werten spiegelten Veränderungen im Krankheitsbild unabhängig vom Therapieschema wider. So verminderten sich bei allen Patienten, deren Krankheitsbild sich besserte, die erhöhten IgE-Werte; allerdings blieben die positiven RAST-Werte erhalten. Die vorher gefundene Hypoproteinämie verbesserte sich bei diesen Patienten und erreichte teilweise Normalwerte, gemessen am Albumin- und Gammaglobulin-Gehalt.
  • Fazit
  • Teile der kutanen Hautflora wie Staphylococcus aureus fungieren als permanente Stimuli allergischer Hautreaktionen bei genetisch vorgeprägten Personen und können Exazerbationen einer atopischen Dermatitis triggern. In vitro führt die Stimulation von T-Zellen mit Su-perantigenen dieser Bakterien zur Freisetzung von Zytokinen vom TH2-Muster. Über diesen Weg können Mastzellen und Basophile zur Mediatoren-Ausschüttung induziert werden (Wehner J. et al. Staphylococcus aureus enterotoxins induce histamine and leukotriene release in patients with atopic eczema. Brit. J. Dermatol. 145 (2001) 302-305). Offensichtlich wird durch die orale Verabfolgung des E.-coli-Stammes DSM 6601 eine systemische Hemmung inflammatorischer Zytokine erzielt. Das zeigt sich im Abklingen der entzündlichen Hauterscheinungen beim atopischen Neurodermitiker, ohne daß die bakterielle Hautbesiedlung maßgeblich beeinflußt wird.

Claims (3)

1. Verwendung von Escherichia coli Stamm DSM 6601 als Antiphlogistikum zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
2. Verwendung nach Anspruch 1 als Prophylaktikum bei prädisponierten Personen.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2 in flüssiger Zubereitungsform mit einem Gehalt an lebenden Keimen in der Größenordnung von etwa 107 bis 1010 KbE/ml.
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